Donnerstag, 9. August 2012

Na ok dann nicht

Da sich in letzter Zeit die Verspätungen und Ausfälle auf meiner Pendelstrecke gehäuft haben, wollte ich eigentlich erst wieder schreiben, wenn es wenigstens einen Tag ohne derartige Probleme gibt.

Leider ist das jetzt seit mehreren Wochen nicht mehr der Fall, so langsam könnte der Eindruck entstehen, ich würde dieses Blog hier aufgeben.


Aber ich muss jetzt mal wirklich Druck ablassen. Was sich die Bahn die letzten Wochen erlaubt, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr:

  • Keinen einzigen Tag beide Fahrten pünktlich. Immer mindestens 10 Minuten - das ist genug, dass ich meinen Anschluss auf der Heimfahrt nicht bekomme und sich die Pendelzeit von 2,5 auf 3 Stunden erhöht.
  • Jeden dritten Tag kaputte Klimaanlage, teilweise bei sehr schwülem und drückendem Wetter. Unfassbar, wie anfällig die Geräte sind. Wieso werden nicht endlich die Wartungsverträge gekündigt und neue Geräte angeschafft?
  • Regelmäßige "Störungen im Betriebsablauf". Jeder Kunde übersetzt sich das, wie er es gebrauchen kann. Durch empirische Studien (Smalltalk) habe ich herausgefunden, dass das wohl für "Unfähigkeit der beteiligten Mitarbeiter zu pünktlichem Verhalten" stehen muss. Ich bin unsicher, in jedem Fall tritt es zu oft auf.
  • Selbstmörder gibt es auch im Sommer und immer noch werden Bahnstrecken bevorzugt. Ich bin dafür, dass man einen Ratgeber herausgibt, wie man sich per Kohlenmonoxid-Vergiftung umbringt. Mal abgesehen davon könnte die Bahn diese Hochgeschwindigkeitsstrecken durchaus mal mit einem vernünftigen Zaun absichern.
  • Zugausfälle (ich kenne jetzt nicht nur Köln/Deutz sondern auch Köln Hbf - hab aber auch nichts verpasst, sieht aus wie fast jeder Bahnhof, dreckig/laut/stinkend) ohne Ende. Sehr lustig vor etwa 2 Wochen, als mein Zug so 80 Minuten Verspätung haben sollte, die Auskunft eines Bahnmitarbeiters: "Fahren Sie lieber mit dem Zug XYZ" - "Der kommt doch fast gleichzeitig mit dem an, auf den ich eigentlich warte" - " Wenn Ihrer überhaupt noch kommt" - äh...?).
  • Eine Mitfahrerin meinte letztens, dass Lokführer der Bahn in der Regel mit dem Auto zur Arbeit kommen, weil sie das Risiko einer Verspätung nicht eingehen wollen. Das hat was, oder?
  • Der vielbeworbene Wifi-Hotspot im ICE funktioniert jede zweite Fahrt nicht, glücklicherweise hält der Akku meines Handies lange genug und der zwischenzeitlich aufgestockte T-Online-Vertrag gibt auch genug Volumen her - verdammt noch mal, es gibt Menschen, die im Zug arbeiten wollen und nicht allen reicht dazu Powerpoint und Fantasie. Ach ja und wenn Wifi mal geht stört es sich ebenfalls an den Tunnels (schon mal von Repeatern oder anderen Maßnahmen gehört? Wir leben im 21. Jahrhundert und schicken Sonden zum Mars - das kann doch wohl nicht wahr sein?!).
  • Ein anderer Mitfahrer meinte letztens, dass es unglaublich sei, wie anfällig die Bahn bei kleinen Störungen von außen ist: "Ein Unternehmen, dass seit 150 Jahren auf dem Markt ist, müsste es doch eigentlich mittlerweile begriffen haben, wie man mit Krisensituationen umgeht." (ich weiß nicht, ob er mit den 150 Jahren Recht hat). Das Krisenmanagement der Bahn ist unter aller Sau: Es gibt haufenweise Krisenmanager (mir sind schon ein paar im Zug selbst als Mitfahrer begegnet) aber offensichtlich denkt niemand daran, dass hinterher ein "lessons learnt"-Workshop stattfinden sollte, um zukünftig dieselben Probleme möglichst auszuschließen.

Wie dem auch sei. Es gibt bestimmt bald wieder was Schönes zu erzählen.


Ein P.S. sei mir erlaubt: Wieso darf ich eigentlich gut 4.000 EUR im Jahr für meine Bahncard zahlen und muss mich dann selbst darum kümmern, dass die Comfort-Sitzplätze auch wirklich nur von Comfort-Kunden bezogen werden? Wieso müsste ich hier ständig die Großfamilie oder die Spielzeugsoldaten wegscheuchen? Kann das nicht einer der Kontrollbeauftragten machen? Es ist ja auch Zeit jeden Fahrgast bei jeder Fahrt bei jedem Wetter bei jedem Klimaanlagestatus mit der (im Grunde berechtigten) Kontrolle seiner Fahrberechtigung zu behelligen? Dabei könnte man doch direkt mal die stehenden Comfort-Kunden einsortieren.